Unser "Silberpfeil" ist mit dem Frachter Grande Francia aus Hamburg im Hafen von Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, gut angekommen. Die Radkappen, die nicht mehr auf den Rädern waren lagen im Auto, nur der Getränkehalter hat gefehlt, alles Andere war an Bord wie verschifft. Que alegría - was für eine Freude!
Nach nur acht Stunden Erledigung sämtlicher bürokratischer Akte in Zoll- und Hafenämtern zu Fuß kennen wir die Straßen in der Altstadt über Río de la Plata und den alten Markt schon ganz gut.
Es ist ein unbeschreiblich erhebender Moment wenn man im eigenen Fahrzeug mit dem deutschen Kindersitz auf der sechsspurigen Rambla von Montevideo entlang der karamellfarbenen Wassermassen des Río de la Plata fährt.
Vor der Abfahrt ins Landesinnere muß unser "Silberpfeil" erst einmal gründlich gewaschen werden. Das machen die chicos in der Tiefgarage in Montevideo, die jedes Auto liebevoll putzen und millimetergenau einparken. Blitzblank gleitet unser Auto auf der Ruta 1 aus der Stadt über Colonia Nueva Helvetia nach Colonia del Sacramento.
Colonias historische Altstadt am Río de la Plata ist UNESCO-Weltkulturerbe. Neben den üblichen Touristen-Klassikern wie der Zugbrücke lohnt sich ein Besuch im "Museo de Humor" (Humormuseum) und ein Kaffee im Oldtimer vor dem Café gegenüber des Museums.
Auf dem Landsitz "La Salamora" erkunden wir die über 200 Jahre alten Kalköfen, die pampatypischen Pflanzen (z.B. Yerba Mate), die uns Alicia ebenso erklärt wie die Vögel, um deren Erhalt sie sich kümmern.
Der Hafen von Carmelo hat es mir besonders angetan. Er ist nichts Besonderes, das finden auch die Pferde, die entlang der gepflasterten Hafenstraße grasen. Von Carmelo in Richtung Mercedes (das kann man sich als Schwäbin besonders gut merken) gibt es einige kleine Weingüter in Familienbesitz. Ich kann es mir nicht verkneifen, doch einen Schluck Tannat zu probieren. Und ich hatte es richtig in Erinnerung: Beim schweren uruguayischen Rotwein spüre ich noch immer jede "Umdrehung".
An der Dorfstraße von Dolores dort steht ein hellblauer Oldtimer. Unglaublich, daß dieses Gefährt noch läuft und nicht im Museum steht. Am Steuer sitzt der stolze Besitzer, der hinterm gigantischen Steuer auf seine Frau wartet. Wir winken uns zu. Bestimmt hat er das Auto neu gekauft. hat. Die beiden sind miteinander alt geworden. Die hintere Scheibe hat er mit Gepäckband zusammengeklebt. Diese Reparatur würde bei uns keinen Winter überdauern.
Im Umland von Artigas wird inmitten der Pampa nach Amethysten und Bergkristallen, meinen Lieblingssteinen, gegraben. Wir erreichen das Steine-Eldorado an meinem Geburtstag. Was für ein Fest! Zur Krönung essen wir abends in der "Parrilla Papi & Mami" einen Asado. Den genialen Salat muß ich viermal nachbestellen. Da sitzen wir nun am vollbeladenen Grill und fragen uns, warum wir eigentlich dieses entspannte Land verlassen möchten? Aber die Neugier siegt und am nächsten Tag überqueren wir, wie geplant, den mächtigen Río Quaraí und stehen in Brasilien in der Provinz Rio Grande do Sul im Städtchen Quaraí am Zoll.